Die berliner republik als kampfbegriff
Die ¹Berliner Republikª als Kampfbegriff?
Die ¹Berliner Republikª war ein Kampfbegriff. Johannes Gross, der ihr ein Manifest schrieb, drçckte damit seine Hoffnung auf ein Deutschland aus, das in seiner neu-alten Hauptstadt zu einem normalen, souveråneren Stil findet und dabei die positiven Bestånde der Bonner Republik behålt. Bonn stand fçr Westbindung, Demokratie, Freiheit und Liberalitåt. Die Verankerung in der Nato und in der Europåischen Union hatten die Voraussetzungen fçr die Wiedervereinigung geschaffen, und die soziale Marktwirtschaft sorgte fçr eine ækonomische und soziale Erfolgsgeschichte. Doch verband sich mit der Bonner Republik stets auch ein ± etwa im Vergleich zu anderen Nationen ± unsouveråner Politikstil. Bonn repråsentierte den historischen Pendelschlag von der ¹Machtversessenheit in die Machtvergessenheitª (Hans Peter Schwarz). Politische Unsicherheit, die nach der Katastrophe verståndlich war, wurde im Lauf der Jahre zur Attitçde, so dass in- und auslåndische Beobachter die Deutschen kritisierten, sie håtten es sich in einer Art selbstverschuldeter Unmçndigkeit allzu bequem eingerichtet. Johannes Gross beschrieb den Bonner Stil wie folgt: ¹Bonn zeigt den Begriff Hauptstadt auf das logische Minimum reduziert. Noch weniger wåre nicht denkbar, ohne dass die Bezeichnung Hauptstadt unanwendbar wçrde. . . . Dort wird die Bundespolitik betrieben, aber es ist nicht vorstellbar, dass sie bedrohlich, abenteuerlich, allzu ernsthaft und darum ernst zu nehmend betrieben werden kænnte. In Bonn konzentriert sich die politische Macht des Bundes, aber nur die des Bundes und nur die politische. Bonn ist ein Stçck zusåtzlicher informeller Gewaltenteilung, Machtverteilung, und gehært damit zu den vielen Krisenstabilisatoren.ª1 In Bonn waren Volk und Wirtschaft abwesend. Auch andere Machtinstitutionen, die in den meisten Staaten ihren Sitz in der Hauptstadt haben, verteilten sich auf andere Zentren. Diese Fragmentierung war nach dem Zweiten