Wer flexibel ist, gewinnt Markt und Mittelstand 14.03.2009
Der Logistikunternehmer Christoph Beumer im Interview über die besonderen Stärken des Mittelstands in schweren Zeiten .

MuM: Herr Beumer, Sie haben bei einem Forum in einer Arbeitsgruppe die Zukunftsperspektiven des Mittelstandes analysiert. Was ist dabei heraus gekommen?

Beumer: Na ja, der Mittelstand ist nun mal eine Branche, die ihre ganz besonderen Stärken hat, aber eben auch gewisse Potenziale, wo sie sich weiter entwickeln kann.

MuM: Trifft die Krise den Mittelstand härter als andere?

Beumer: Die Situation ist nicht dramatisch. Wir haben eine Finanzierungskrise, die auch die Logistik treffen wird. Ich bin aber optimistisch, dass die Bedarfe[1] am Ende des Tages nach wie vor da sind.

MuM: Haben sie ein Beispiel?

Beumer: Nehmen Sie die vielen kleinen Paketdienstleister[2], die vor 20 Jahren damit angefangen haben, das Monopol der Post zu knacken[3]. Die hatten deshalb Erfolg, weil sie flexibler waren und die Bedürfnisse ihrer Kunden besser verstanden haben. In schweren Zeiten ist das ein großer Vorteil, kundennah zu sein.

MuM: Eine traditionelle Stärke des deutschen Mittelstands ist, seine Fähigkeit, mit anderen Firmen zu arbeiten.

Beumer:. Der Mittelstand hat weniger Ressourcen als Großunternehmen. Wir haben nicht so viel Geld, dafür sind wir flexibler und oft schneller mit Produkten am Markt. Wenn sich zwei Mittelständler zusammen tun, die jeweils in ihrem Bereich die Nummer 1 sind, und jeder das macht, was er am besten kann, sind sie gemeinsam stark. Das ist ein wichtiger Punkt in der Krise.

MuM: Wo hat der Mittelstand die größten Defizite, gerade in der Krise?

Beumer: Ich sehe das nicht so dramatisch. Wir haben riesengroße Vorteile, weil wir extrem flexibel sind. Wenn wir schnell genug sind, werden wir nicht gefressen[4]. Es stimmt aber, dass der Mittelstand auf internationalen Märkten es schwieriger hat, als Großkonzerne, die schon global repräsentiert sind.