Roussard
D
TEXT Dimitri Lehner
er Job ist ein Traum: Bike-Tester. Die Arbeit an sich macht einen Höllenspaß. Noch besser: Die Vorzugsbehandlung. Wenn wir ein Bike bestellen, wird am anderen Ende der Telefonleitung Großalarm ausgelöst. Ingenieure rennen durch Laborgänge. Mechaniker ölen, wienern, prüfen. Firmendirektoren stopfen diskret 100-Euro-Scheine in Sattelstützen. ProfiFahrer wie Steve Peat oder Richie Schley rücken aus, um das ideale Set-up für unser Testrad zu ermitteln, die Bremsen einzufahren und alles perfekt abzustimmen. Wenige Tage später stöckelt dann eine langbeinige Blondine ins Redaktionsbüro und liefert das „perfekte Bike“ ab. Natürlich nicht ohne sich mit atemberaubendem Dekolleté weit vorzubeugen, den Sitz des Ventilkäppchens ein letztes Mal zu kontrollieren und dabei einen Zettel zwischen die Speichen zu klemmen. („Ce soir, 8 heures, Hotel d’Amour, chambre 44.“) Hättet ihr was anderes erwartet? Ich meine: Da steht eine Menge auf dem Spiel. Für einen guten Test ist jedes Mittel recht, sollte man denken.
Darauf freuen wir uns bei der jeder Abfahrt: das kleine Gap auf der Teststrecke. Nicht nur weil’s Spaß macht. Hier zeigt sich, welches Bike ausgewogen in der Luft liegt. Tester Julian Mothes wirkt zufrieden.
DIE REALITÄT
Natürlich ist es ganz anders. Es muss mal gesagt werden, auch wenn das ein bisschen was von Petzen hat: Meist ringen wir den Herstellern die Testräder in zähen Telefonaten ab und bekommen dann oftmals eher Bausätze als fertige Bikes geliefert. Wenn wir viel Glück haben, erhalten wir das Bike rechtzeitig und in der richtigen Größe. Oft stoßen Reifen an Sitzrohre, falsche Dämpfer sind verbaut, defekte Gabeln spezifiziert, Schrauben schleifen, Rohre klappern. Man sieht auf einen Blick: In den meisten Fällen wurde nicht mal eine schnelle Testrunde auf dem Firmenparkplatz gedreht. Von der Ausstattung ganz zu schweigen. In unserem Freerider-Test ganz auffällig: die Reifenwahl. In der Vergangenheit hatten wir mal