Solstice de juin - montherlant
Freie Universität Berlin L’écrivain et la chose publique (Seminar der Romanistik) Dozent: Henning Hufnagel Wintersemester 2009/ 2010
Henry de Montherlant: Le Solstice de Juin
Zwischen Kollaboration und Philosophie
Henry de Montherlant – Le Solstice de Juin
Ein hochästhetisches Werk zwischen Kollaboration und Philosophie
Jennifer Ulrike Lohr
Im Jahr 1940 - dem Jahr des vorläufigen deutschen Sieges über Frankreich – verfasste Henry de Montherlant vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges eine Sammlung von Essays, die er im Jahr 1941 unter dem Titel „Le Solstice de Juin“ erstmals veröffentliche. Montherlant bezeugt in seinem Werk aus der Perspektive eines französischen Autors die Kriegsgeschehnisse von 1940 sowie den Nazieinmarsch nach Paris und äußert sich auf bezeichnende Weise über die - für ihn unabwendbare Niederlage seines Landes: Am 5. Juni 1940 besiegelt die „Schlacht um Frankreich“ den Erfolg der deutschen Westoffensive, das französische Heer hat zu diesem Zeitpunkt schon über 250 000 Soldaten verloren. Am 14. Juni folgt der kampflose Einmarsch nach Paris, am 17. Juni wird schließlich angesichts der über Verdun vorstoßenden Panzertruppen der Waffenstillstand von Henri Philippe Pétain ausgerufen.
Montherlants Solstice – Zeugnis einer literarischen Kollaboration?
Montherlants „Le Solstice de juin“ ist ein viel diskutiertes Werk des Autors, das ihn schließlich im Jahr 1944, gen Ende des Krieges, als Anklagten vor den „Conseil National des Ecrivains“ zwang. Das Werk erschien auf der sogenannten „Schwarzen Liste“ jener Veröffentlichungen, in denen seitens des Autors eine sympathisierende Haltung gegenüber den Nazis zu erkennen gewesen sei. Montherlants Interpretationen der politischen Ereignisse um 1940 wurden anhand des Werkes vielerseits als „Positionen einer vorgezogenen Kollaboration gewertet, sodass die zu 250 000 Exemplaren verkaufte Erstveröffentlichung des Buches eine heftige Belebung des literarischen Diskurses nach