Texte du bac
Er fragte mich, in welche klasse ich ging und dann sagte er : Was ist das für eine stadt? Kann man hier leben? Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich fand seine Frage so seltsam, dass ich ihn mit offenem Mund anstarrte. Ich hatte nie darüber nachgedacht, was das für eine Stadt war, in der ich lebte, in der ich schon immer gelebt hatte.
,Nein, sagte ich und war dabei von mir selbst überrascht, nein, hier kann man nicht leben.
Das dachte ich mir. Und warum?
Die Stadt ist langweilig, sagte ich leise.
Er nickte und strahlte mich an. Er sah mir zum ersten Mal ins gesicht, und ich sah, dass er grüne Augen hatte, meergrüne Augen, wie ich sie noch nie bei einem Menschen gesehen hatte.
Was hast du?, fragte mich der Mann. Irgendetwas nicht in ordnung?
Ich werde hier weggehen, sagte ich, ich verschwinde hier, sobald ich kann.
Natürlich, sagte er, aber erst must du erwachsen werden.
Ich verschwinde in zwei Jahren.
Soso. Und wohin? Nach Amerika?
Ich spürte, dass er mir nicht glaubte, und weil es mir wichtig war, dass er, der artist mit den grünen Augen, mir glaubte, sagte ich, was ich bisher noch nie zu jemandem gesagt hatte/ Ich geh nach Westberlin.
Ich flüsterte es nur, ich hauchte es fast, aber er hatte mich verstanden. Er sah mich an und lächelte. Tatsächlich?
Mein bruder ist in der vorigen woche nach Westberlin gegangen? Und in zwei Jahren gehe ich. Ganz allein? Ja, allein. Aber mein bruder ist ja dort. Das würde ich aber an deiner Stelle nicht jedem erzählen. Du weisst doch, es ist verboten. Es wird bestraft. Ich erzähle es keinem. Mir hast du es gesagt.
Ja. Aber sonst keinem. Noch nie.
Das ist auch besser so. Und warum hast du es mir erzählt? Ich weisst nicht.
Du vertraust mir?