Essai: rousseau
Philosophische Fakultät
Institut für Philosophie
PS: Topographie des Politischen: Jean-Jacques Rousseau
Dozent: Marco Gutjahr
Studentin: Bernadett Müller
Essay über die Zulänglichkeit der Losung „Zurück zur Natur“ in Bezug auf die Gesellschaftstheorie von Jean-Jaques Rousseau
Im Anschluss an die Lektüre der wissenschaftlichen Diskurse (« Discours sur les sciences et les artes », « Discours sur l’origine, et les fondemens de l’inégalité parmi les hommes ») schreibt Voltaire an Rousseau : „Noch niemand hat soviel Geist verschwendet wie Sie, in dem Bestreben, uns wieder zu Bestien zu machen. Man bekommt richtig Lust, auf allen vieren zu gehen, wenn man Ihr Werk liest. Indessen habe ich diese Gewohnheit schon seit sechzig Jahren aufgegeben, und so ist es mir unmöglich, sie wieder aufzunehmen.“ [1]
In die Philosophiegeschichte eingegangen ist dabei besonders der Gedanke, man solle wieder auf allen Vieren gehen. Dieser manifestierte sich in dem Schlagwort „Zurück zur Natur“, dass stets in Verbindung mit Rousseaus Gesellschaftstheorie gebracht wird.
Die Frage, die meiner Meinung nach zunächst diskutiert werden sollte, ist die, nach dem realen Zusammenhang des Zitats mit dem eigentlichen Schlagwort.
Betrachtet man den Ausspruch tiefgründiger, wird erst das ganze spöttische Ausmaß des Kommentars deutlich. Dadurch wird aber nicht nur die Ernsthaftigkeit dessen untergraben, sondern gleichzeitig Voltaires Oberflächlichkeit in seiner Analyse deutlich. In meinen Augen liegt zwischen den beiden Philosophen in puncto Textverständnis und Autorenabsicht ein schwerwiegendes Missverständnis vor.
Während Rousseau seine Skizzierung des glücklichen Menschen im Naturzustand lediglich als Denkanstoß für eine kreative Regression aufmacht, versteht Voltaire seine Ausführungen als Aufforderung zu einer explizit atavistischen Regression. Das heisst, er unterstellt Rousseau, sein Diskurs wäre