Logistique hospitalière
17. April 2011, 08:22 Uhr
24 Stunden im Krankenhaus
Stress pur bis morgens um sieben
Tumore entfernen, Blut abnehmen, Bäuche abtasten: Mehrmals im Monat ist eine junge Berliner Assistenzärztin für Rund-um-die-Uhr-Schichten eingeteilt. Chirurgin will sie werden und hält im Krankenhaus Charité bei Nachtschichten lange durch - nur selten kann sie ein Viertelstündchen schlummern. In dünnen Rinnsalen läuft das Blut langsam an den Fingern der weißen Plastikhandschuhe herunter. Mit einem Sauger in der Hand steht Assistenzärztin Sophie Neumayer (Name geändert) am Operationstisch. Das Ende des Saugers steckt im Oberschenkel einer 71-jährigen Frau. Schmatzend und schlürfend läuft rote und gelbe Flüssigkeit in einen durchsichtigen Plastiksack. Im Oberschenkel der Frau hat es stark geblutet. Der Oberarzt vermutete eine Komplikation an einem Bypass, der Blut um eine verstopfte Ader herumleiten soll. Durch den fensterlosen Operationssaal des Berliner Krankenhauses Charité surrt es wie aus Kühlschränken. Ein regelmäßiges Piepsen zeigt an, dass das Herz der narkotisierten Frau gleichmäßig schlägt. Blaue Tücher decken ihren Körper ab, nur der aufgeschnittene Oberschenkel ist ausgespart. Mit dem linken Zeigefinger zerreibt Neumayer ein Blutklümpchen auf dem Tuch. Längst hat der Oberarzt den OP verlassen, die Blutung ist gestoppt, nur die Wunde muss noch zugenäht werden. Es ist kurz nach Mitternacht. Sophie Neumayer, 27, hat seit über 17 Stunden die Klinik nicht verlassen. Um 7 Uhr morgens hat sie angefangen, bis 7 Uhr muss sie bleiben. 24-StundenSchicht. Von Morgengrauen zu Morgengrauen, von Blutabnahme zu Blutabnahme. Irgendwo klingelt ein Handy. "Meins", sagt Neumayer gedämpft durch den hellblauen Mundschutz. Weil momentan alles an ihr steril ist, darf sie nichts außer dem Operationsbesteck anfassen und auch von niemandem angefasst werden. Eine OP-Schwester hält ihr das