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FÜHRUNGSSTIL
"Manager sollten offener sein für schräge Ideen"
Der Management-Professor Julian Birkinshaw fordert ein fundamentales Umdenken in den Chefetagen. Im Interview spricht er sich für eine neue Vertrauenskultur aus.
Frage: Professor Birkinshaw, die Finanzkrise scheint ausgestanden. Haben die Manager daraus gelernt?
Julian Birkinshaw: Nein. Viele wollen weitermachen wie bisher. Aber Management der alten Schule, wie es sich in den Hochphasen des industriellen Kapitalismus entwickelte und wie wir es bis heute praktizieren, hat sich überlebt. Wir müssen das Management von Unternehmen neu erfinden.
Frage: Warum?
Julian Birkinshaw: Auch vor der Finanzkrise haben wir immer wieder erschreckendes Missmanagement erlebt. Vor Kurzem gab es eine Umfrage unter MBA-Studenten, die alle schon Vollzeit im Management arbeiten. Auf die Frage nach ihrem Beruf gaben sie alle möglichen Antworten – nur das "M-Word", den Begriff "Manager", haben alle gemieden wie der Teufel das Weihwasser.
Frage: Kein Wunder: Die Imagewerte von Managern haben sich extrem verschlechtert. Zu Recht?
Julian Birkinshaw: Größtenteils ja. In vielen Unternehmen fehlt das richtige Wertegerüst – ein Ziel, an dem sich alle orientieren können, über bloßes Geldverdienen hinaus. Wenn jeder nur auf seine Boni achtet und ihm das Unternehmen ansonsten egal ist, passiert, was wir bei Lehman gesehen haben. Das müssen wir ändern – mit neuen Managementmodellen.
Frage: Davon hatten wir doch in den vergangenen Jahrzehnten genügend. Wollen Sie wieder eine neue Sau durchs Dorf jagen?
Julian Birkinshaw: Sicher, es gibt Dutzende Managementmethoden. Aber um die geht es nicht. Wir brauchen ein grundlegend neues Verständnis von Unternehmensführung.
Frage: Wie soll das aussehen?
Julian Birkinshaw: Unternehmen organisieren sich immer mehr wie ein Spinnennetz. Das viel zitierte Web 2.0 hat uns nicht nur neue Technologien gebracht, sondern ein ganz neues Verständnis von Vernetzung und