Zwei erzählungen im kontext von botho strauß’ kulturkritik im aufstand gegen die sekundäre welt
Gliederung
Einleitung
Bundesdeutsche Geschichte als Tragödie
Strauss’ Dramaturgie
Paare, Passanten
Die Fehler der Kopisten
Gesellschaftskritik
Medienschelte
Kritik an Strauss
Schlussfolgerung
Bibliographie
Einleitung
Als Person war Botho Strauss bis zum Erscheinen seines Essays „Anschwellender Bocksgesang“ ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Er mied die Teilhabe an der medialen Öffentlichkeit konsequent: Keine Talkshow, kein Auftritt, keine Lesung.
Aus dieser Position der Distanz schrieb er Bühnenstücke, die zum Erfolgreichsten gehören, was bundesdeutsche Nachkriegsliteratur zu bieten hat. Er ist der meistgespielte bundesdeutsche Autor der 70er und 80er Jahre. Gut ein Dutzend Werke mit über 400 Aufführungen in rund 30 Ländern stammen aus seiner Feder.
Die Stille fand erst 1993, mit dem Erscheinen des oben genannten Essays im Spiegel, ein jähes Ende. Er holte darin zum Rundumschlag gegen die „Totalherrschaft der Gegenwart“ aus. Aus dem öffentlichkeitsscheuen Intellektuellen wurde über Nacht ein Provokateur, denn er sagte Dinge, die sich nicht gehörten, weil sie einen über 40 Jahre andauernden bundesrepublikanischen Konsens sprengten. Indem er Bezug nahm auf gesamtgesellschaftliche Phänomene der bundesrepublikanischen Wirklichkeit, wies er sich auch die Rolle des Außenseiters zu, dem man vorwarf, „mit verbotenen Ideen zu zündeln“[1].
In der folgenden Hausarbeit soll die von Strauss in seinen Werken, insbesondere Paare Passanten und Die Fehler des Kopisten, und in seinen in der Presse einer breiten Öffentlichkeit zugängig gemachte Kritik, vor allem in Anschwellender Bocksgesang dargestellt werden. Inwiefern zeichnet sich Strauss dadurch in seiner kulturpessimistischen und zivilisationskritischen Haltung gegenüber den bundesrepublikanischen Verhältnissen und den Auswirkungen der Moderne aus?
Bundesdeutsche Geschichte als Tragödie
In „Anschwellender Bocksgesang“ geht Botho Strauss, der laut