3. Aufklärung

Als Literatur der Aufklärung bezeichnet man Werke die zwischen 1720 und 1800 entstanden sind und sich bewusst oder unbewusst mit Themen und Ideen der Aufklärung beschäftigen. Charles de Secondat , Baron de Montesquieus Briefroman >, der im Jahre 1721 anonym erschien, ist also eines der ersten Werke aus der Epoche der Aufklärung und gilt heute als ein Schlüsseltext für diese.1

Montesquieu kritisiert in seinem Werk aus der Sicht zweier Perser, die Paris bereisen, die politischen, religiösen und sozialen Verhältnisse unter Ludwig XIV.2 Die beiden Perser, Usbek und Rica betrachten das Verhalten der Europäer, ins besondere das der Franzosen, und die Situation in Frankreich, vor allem in Paris, mit einer Mischung aus Staunen, Kopfschütteln, Spott und Missbilligung.3 Da Montesquieu aus der naiven Sichtweise der zwei Perser schreibt, kann er hinter ihren unschuldigen Mienen und ihren scheinbar harmlosen Beschreibungen harte Kritik mit satirischen Zügen verstecken. Die Perser betrachten Paris objektiv und mit Abstand gegenüber den Bürger, Sitten und Bräuchen. Auf diese Weise wird das Leben der Europäer auf eine nicht sofort sichtbare Art und Weise bloßgestellt.4 Dieses macht die > außerdem zu einem der ersten Beispiele für den Kulturrelativismus.5

Die Form des Briefromans war zu Zeiten Montesquieus unter Lesern und Autoren populär. Zudem ist das Buch zunächst sehr unterhaltsam geschrieben und macht dadurch neugierig auf weitere Geschichten der Perser, und befasst sich dann mit den Themen der Aufklärung. Exotische Welten, wie hier das Orientalische, waren unter der Herrschaft von Ludwig XIV sehr in Mode. Dieses wird auch in einem der Briefe von Rica in die Heimat deutlich: Die Pariser reagieren mit Begeisterung und Erstaunen auf sein fremdartiges Auftreten, so dass er sich vor Menschen kaum noch retten könne. Sobald er aber westeuropäische Kleidung trage, werde er nicht mehr beachtet- so lange bis er irgendjemandem erzähle, dass er aus Persien komme.