Dissertaions
Seit der Entlassung in die Unabhängigkeit 1960 ist Lagos Hauptstadt des Bundesstaates Nigeria[1]. Seitdem drängen Jahr für Jahr Hunderttausende aus dem Binnenland in die Metropole. Vor allem während des Erdölbooms der 70er Jahre hofften die Zuwanderer auf einen sicheren Arbeitsplatz, Wohlstand und sozialen Aufstieg. Aber die Zunahme der Arbeitsplätze konnte mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten. Die anhaltende Landflucht hat die Siedlungsfläche weit ins Umland ausufern lassen. Landwirtschaftliche Flächen wurden mit einfachsten Wellblechhütten überbaut. Ehemals kleine stadtnahe ländliche Siedlungen sind zu slumähnlichen Wohngebieten zusammengewachsen. Ein vergleichbarer Anstieg der Stadtbevölkerung ist weder in Nigeria noch in sonst einer Stadt südlich der Sahara beobachtet worden.
Lagos ist heute, wie schon am Ende der Kolonialzeit, die bedeutendste Industriestadt Nigerias. Bereits 1965 verfügte sie über 35% aller Industriearbeitsplätze. 1985 waren es sogar mehr als 50%, trotz der bevorzugten staatlichen Förderung von Industrieansiedlungen im Binnenland. Dadurch hat die wirtschaftliche Entwicklung seit den 70er Jahren die regionalen Disparitäten verstärkt und den Großraum Lagos einseitig bevorzugt. Die Berücksichtigung der Standortfaktoren begünstigt wegen des Absatzmarktes, der Agglomerationsvorteile und der Verkehrsanbindung die Metropole. Nachteilig sind der zunehmende Mangel an Industrieflächen und der viel zu kleine Hafen, vor dessen Einfahrt Schiffe tagelang auf das be- und entladen warten müssen.
Nach Dr. Dieter Böhn, et alii.
„Mensche und Raum“
(Cornelsen)
M. 2 Lagos - Nigerias (ehemalige) Hauptstadt
Die größte Hafenstadt Westrafrikas erstreckt sich über 3 engbegrenzte Laguneninseln zum sumpfigen Festland hin. 1901 zählte die Stadt noch 42000 Einwohner, 1963 bereits 665000.